Andachten

„Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ Jesaja 60,1

Jesaja appelliert an das Volk Israel sich aufzumachen und Licht zu werden. Der Appell geht an Menschen, die aus dem Exil zurückgekehrt waren. Gott hatte ihnen die Rückkehr versprochen und diese auch ermöglicht. Zuhause angekommen standen sie vor Schwierigkeiten und Widerständen. Die Rückkehrer beschreiben es so: „Wir hofften auf Licht, und siehe, da ist Finsternis.“ (Jes 59,9) 

Was meint Jesaja mit „Aufmachen“ und „Licht werden“? Das erfahren wir in Jes 58,7-10: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, … Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.“ Es geht also konkret um die Nächstenliebe. Jesaja appelliert nicht nur, sondern sagt auch großartiges zu: „dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ Die Kraft zu lieben und die Liebe selbst sind von Gott geschenkt. In der Adventszeit haben wir viele Möglichkeiten den Nächsten zu lieben und vor allem uns dessen bewusst zu werden, dass wir in Gott die Quelle der Liebe und der Kraft haben.

Alexander Epp

FeG-Präses zur Jahreslosung 2025: Grundsätzlich offen. Für Gott.

Prüfet alles und behaltet das Gute. | 1. Thessalonicher 5,21

Laut wissenschaftlichen Schätzungen trifft ein Mensch durchschnittlich etwa 20.000 bis 35.000 Entscheidungen pro Tag. Die meisten dieser Entscheidungen sind unbewusst und betreffen alltägliche Dinge. Nur ein kleiner Teil erfordert bewusstes Nachdenken, etwa bei wichtigen beruflichen oder privaten Angelegenheiten. Interessant ist, dass viele Entscheidungen auf emotionaler Ebene bereits gefallen sind, bevor wir bewusst darüber nachdenken. Das liegt daran, dass unser Gehirn emotionale und intuitive Prozesse häufig schneller durchführt als die rationalen Überlegungen. Dann braucht es einen bewussten Denkprozess, um sich selbst ggf. noch einmal umzustimmen.

Grundsätzlicher Kompass

Die neue Jahreslosung ist ein verlässlicher Kompass für solche Herausforderungen: „Prüfet alles und das Gute behaltet.“ So schreibt es der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessalonich. Am Ende seines Briefes verdichtet er wesentliche Erkenntnisse für die persönliche Nachfolge und den Gemeindeaufbau zu hochwirksamen Sätzen. Der Vers des Jahres 2025 ist einer davon. Es ist ratsam, den Zusammenhang im Auge zu behalten. Was den Abschnitt zusammenhält, findet sich am Ende: Gott, der Frieden schenkt, mache euch ganz und gar zu Heiligen. (Vers 23 | Basis Bibel). So weit soll es also noch kommen mit uns! Was für eine Aussicht, einmal ganz und gar heil zu sein. Das macht nur Gott. Geplanter Zieleinlauf: Bei der Wiederkunft Jesu.

Wesentlich für diesen Weg ist, was Paulus zuvor für ein Leben im Glauben empfiehlt: zum Beispiel ein dankbares Herz, eine Haltung des Gebets, Geduld für jedermann, Hilfe zu einem geregelten Leben und Ermutigung für die Ängstlichen. Dazu tritt die Jahreslosung mit ihren Begleitern (Verse 19–21), Verse, die die Bedeutung des Heiligen Geistes hervorheben. Er, Gottes Geist, ist Motor und Kompass auf dem anspruchsvollen Weg der Nachfolge. Wir brauchen ihn unbedingt! Er leitet, begabt, lehrt, tröstet, feuert an (Vers 19) und spricht das aktuelle Wort zur Lage (Vers 20). Das ist das Gute, das es festzuhalten gilt (Vers 21). Und sollte etwas aus einem anderen, schädlichen Geist heraus gesprochen sein, sollten wir es lieber heute als morgen loslassen.

Grundsätzlich offen

Mich begeistert die grundsätzliche Offenheit des Paulus für Gottes Reden und Wirken mitten in unserem (Gemeinde-)Leben. Die Geistvergessenheit, die sich in Teilen des abendländischen Christentums breitgemacht hat, wäre ihm suspekt gewesen. Er fordert die Gemeinde in Thessalonich auf, den Heiligen Geist nicht einzuschränken. Dabei kann es auch zu Auswüchsen kommen: Menschen, die sich profilieren wollen; Aussagen, die dem Evangelium entgegenstehen; oder Einseitigkeiten, die dem Leben nicht gerecht werden.

Deshalb der Prüfauftrag. Nur – ein ängstliches Reproduzieren vermeintlicher Richtigkeiten, das wäre Paulus zu wenig gewesen. Das ist auch für einen Gemeindebund zu wenig, der eine geistliche Bewegung sein möchte. Es ist für jeden und jede von uns zu wenig, weil wir auf Jesus hinleben, weil das neue Leben mit ihm schon begonnen hat. Denn das zeigt sich in der vitalisierenden Anwesenheit von Gottes Geist.

Grundsätzlich alle

Es gibt die besondere Begabung einzelner, ein prophetisches Wort zu sagen, besondere Erkenntnisse einzubringen oder die hohe Sensibilität, der Gemeinde Jesu auf ihrem Weg in die zukünftige Welt den Weg durch die jetzige zu weisen, das steht außer Frage. Und doch richtet sich Paulus an alle Christen, an die ganze Gemeinde: Sie ist aufgefordert, verantwortliche Entscheidungen zu treffen. Sie kann Aussagen und Wegweisungen geistlich bewerten und sollte das auch tun!

 

Gemeinde zu bauen ist keine Aufgabe für ein paar Spezialisten, sondern eine Berufung, die grundsätzlich allen gilt. Das Ziel dieses Prüfauftrags ist übrigens nicht, Veränderungen möglichst zu verhindern, sondern das Gute zu behalten. Wir suchen gemeinsam das Gute, das aufbaut, weiterbaut, ausrichtet und trägt. Eine schöne Aufgabe für die ganze Gemeinde!

Grundsätzlich unverzichtbar

Für Freie evangelische Gemeinden (FeG) gibt es einiges, das unverzichtbar zum Guten gehört:

  • Die Liebe zu Jesus als unserem Herrn und Erlöser und Freund. Wie schrieb Hermann Heinrich Grafe, der Gründer der ersten FeG, einst: „Es gibt Christen, die wollen aus dem Glauben ein System machen; ich will lieber eine Herzensangelegenheit daraus machen.“ Ich finde das angemessen.

 

  • Ebenfalls unverzichtbar ist die feste Verankerung von Glauben, Lehre und Leben in der Bibel, in Gottes Wort. Sie ist der Maßstab, hier finden wir die Kriterien für das Gute, das wir festhalten wollen. Das Ringen um die rechte Erkenntnis hält uns lebendig und wach. Die große Auslegungsgemeinschaft der Gemeinden ist eine geistliche Ressource.

 

  • Zum unverzichtbar Guten gehört auch die Bereitschaft weiterzugehen. Neue Zeiten, neue Anforderungen. Das bedeutet auch Verlust und Veränderung. Das geht nur dann gut, wenn klar ist, wofür das geschieht, nämlich: Um Gott zu ehren, der den Wechsel der Zeiten in seine Schöpfung gelegt hat.

Grundsätzlich zu meiden

Im vergangenen Sommer habe ich das Jüdische Museum in Warschau besucht und war absolut beeindruckt! Gerne hätte ich das 20. Jahrhundert ausgespart: das jüdische Ghetto in Warschau, die Deportationen, die Vernichtung von etwa drei Millionen polnischen Juden. Ich bin mir mehr denn je gewiss, wo die Grenze zum Bösen verläuft:

  • Zum Beispiel dort, wo menschliches Leben für mehr wert gehalten wird als ein anderes. Jedem Menschen kommt die volle Würde eines von Gott geliebten Geschöpfes zu. Oder wo man dem Gedanken folgt, dass eine Gruppe von Menschen für alles Unglück verantwortlich gemacht werden kann – auch da verläuft die Grenze zum Bösen. Das Sündenbockprinzip funktioniert erschreckend verlässlich.

 

  • Ich bin mir mehr denn je gewiss, dass keine Macht auf Erden absolut sein darf. Absolute Macht kommt allein Gott zu. Menschen müssen sich verantworten, müssen Macht teilen und regelmäßig an die Grenzen ihrer Wirksamkeit stoßen, um nicht sich und andere ins Unglück zu stürzen. Führung darf Autorität genießen, aber nicht autoritär sein; dass sich Christen niemals mit Haut und Haaren an eine Ideologie, einen Politikstil oder einen Verantwortungsträger hängen dürfen; dass man ein heiles Leben allein vom Heiland und nicht von Menschen erwarten kann.

Prüfet alles und das Gute behaltet. Diese Jahreslosung fordert uns grundsätzlich zu Offenheit auf. Wir sollen nicht bei dem bleiben, was unsere Erfahrungen, Emotionen und Mustererkennungen uns beinahe automatisiert vorgeben. Wo der Geist ist, da geschieht Neues und Unerwartetes. Dafür sollen wir offen sein, schreibt Paulus. Es ist aber keine Offenheit für alles Mögliche, sondern für das geistlich Gute – und das meint im Kern: für Gott selbst.

Henrik Otto | Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden | praeses.feg.de

„Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.“ Lukas 2,30-31

Mich fasziniert diese Geschichte. Maria und Josef kommen mit ihrem kleinen Sohn Jesus in den Tempel, um ein Opfer zu bringen. Sie treffen dort einen alten Mann namens Simeon. „Er lebte nach Gottes Willen, hatte Ehrfurcht vor ihm und wartete voller Sehnsucht auf den Retter Israels. Der Heilige Geist ruhte auf Simeon, und durch ihn wusste er, dass er nicht sterben würde, bevor er den Christus, den vom Herrn gesandten Retter, gesehen hätte.“ (VV. 25-26 HfA) Bei der Kinderweihe
nahm Simeon Jesus in seine Arme und lobte Gott mit den Worten unseres Monatsspruchs: „Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.“ Ich frage mich: woher konnte Simeon es wissen, dass gerade dieses Kind, der an Israel versprochene Retter ist? Ich kann es für mich nur mit dem übernatürlichen Offenbaren von Gott erklären. Simeon blieb treu darin, auf das Reden Gottes zu achten (Tempelbesuch, das Lesen der Heiligen Schriften). Und so hatte Gott die Möglichkeit es ihm klar zu machen.
Auch für uns, in unserer lauten Gesellschaft mit so vielen Informationsquellen, ist es überaus wichtig an dem Reden Gottes zu bleiben (Gemeinschaft mit Glaubenden haben, die Bibel lesen). So schaffen wir ein Umfeld den Heiland/Retter zu sehen und die Rettung, die er für uns bereitet hat.

Alexander Epp

„Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.“ Römer 14,9 

In welchem Zusammenhang steht diese zentrale Aussage, dass Jesus den Tod besiegt hat und nun der Chef über alle Welten ist, über die Welt der Toten und die Welt der Lebenden?
Es gibt in der Gemeinde in Rom eine Auseinandersetzung aufgrund verschiedener Ansichten. Paulus ermahnt sie, sich gegenseitig anzunehmen und nicht zu streiten. Denn das Ziel unseres Lebens ist nicht Recht zu behalten, sondern in der Liebesgemeinschaft mit Jesus und den Glaubensgeschwistern zu leben. Das macht Paulus mit solchen radikalen Worten deutlich: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.“ (V.8) Und was ist der absolute Grund, um diese Liebesgemeinschaft zu praktizieren? Genau das beantwortet der Monatsspruch. Jesus liebt uns so sehr, dass er an unserer Stelle den Tod auf sich nimmt, ihn besiegt und nun den Überblick über die gegensätzlichsten Welten (Welt der Toten und der Lebenden) hat.
Es loht sich auch heute nicht zu streiten und auf sein Recht zu pochen, sondern gemeinsam mit Jesus und für ihn zu leben.

Der Herr ist auferstanden!!!
Alexander Epp